Einleitung

"Die Philosophie hat völlig recht, wenn sie sagt, dass man ein Leben rückwärts verstehen muss. Aber dann vergisst man die andere Bedingung: Man muss es vorwärts leben!"
(S. Kierkegaard)


Mit 38 Jahren hatte ich eine Lebens(sinn)krise. Ich konnte nicht mehr. Ich hatte mich jahrelang überfordert und fühlte mich wie ein Hamster im Laufrad. Alle zerrten an mir herum: Partner, Job, Kinder, Haushalt. Mein Körper fand dann den Ausweg für mich: Er funktionierte nicht mehr.
Nun, 2 Jahre später, habe ich einige Entscheidungen getroffen (unter Anderem: Dieses Buch zu veröffentlichen, obwohl kein Verlag "Hier" geschrien hat). Warum? Weil ich erfahren habe, dass es vielen Frauen "in der Lebensmitte" so geht. Dieser Lebensabschnitt macht nachdenklich, macht eventuell Angst, bietet aber auch Chancen. Und darum geht es in diesem Buch: Lebenserfahrungen auszutauschen und Mut machen.

Seien es körperliche und/oder seelische Gewalt, Alkoholmissbrauch der Eltern, ungewollte Kinderlosigkeit etc.. Jede von uns Frauen schleppt ihr Päckchen mit sich herum, jede versucht, auf ihre Art damit zu leben. Die allermeisten versuchen jahrzehntelang, allen gerecht zu werden, oft zu einem hohen Preis.

Dann, nach so vielen Jahren der Doppelt- und Dreifachbelastung, des Kräfte zehrenden Galopps durch Berufswelt und Kindererziehung halten viele inne (entweder zwangsweise durch einen Zusammenbruch oder andere Faktoren) und fragen sich: Ist es das alles wert? Wo bleibe ich? Habe ich noch andere Potentiale? Wenn ja, wie kann ich sie ausleben?

Gerade von uns Frauen wird erwartet (und leider versuchen wir Alles, um diesen Erwartungen gerecht zu werden), dass wir mehrere Dinge mit links erledigen, dabei immer gütig und freundlich sind, denn Wut ist ja unweiblich. Unsere Wut richtet sich dann eher nach innen und äußert sich in Depressionen.

Nun, so um die 40, lassen sich noch Dinge korrigieren, kann noch eine Ausbildung angefangen werden, haben wir noch einigermaßen Kraft und Elan, bestimmte Dinge durchzusetzen. Denn eines ist klar: Bei der Umwelt stößt es nicht immer auf Gegenliebe, wenn frau sich verweigert, mehr an sich selbst denkt. Wir haben das - bis auf wenige Ausnahmen - einfach nicht gelernt. Von Mädchen wird schon von klein auf erwartet, dass sie mütterlich und rücksichtsvoll agieren, während Jungen sich erst mal "die Hörner abstoßen" sollen. Viele Frauen haben nun schon lange in dem von ihnen erlernten Beruf gearbeitet, vielleicht gleichzeitig, vielleicht danach, Kinder bekommen, die mittlerweile auch schon aus dem Gröbsten raus sind.
Da werden Ressourcen frei, da drängen sich manchmal Gedanken in den Vordergrund, die nicht mehr "weggearbeitet" werden können: Wir sind noch nicht alt, aber wir sind auch nicht mehr das, was die Gesellschaft unter "jung" versteht. Das merken wir daran, dass wir nach einer durchtanzten/durchwachten/feuchtfröhlichen Nacht für die nächsten zwei Tage außer Gefecht gesetzt sind. Das merken wir daran, dass Miniröcke und bauchfreie Tops - je nach Figur und Selbstbewusstsein - nicht mehr wirklich gut an uns aussehen.

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