Leseproben:

Das deutsche Schulsystem
Nachhilfe hat sich zu einem etablierten, privat finanzierten Unterstützungssystem neben dem öffentlichen Schulsystem entwickelt. Das ist ein Armutszeugnis für eine so reiche Nation. Wobei nicht nur die Tatsache, dass Deutschland bei den Ausgaben für Bildung nach wie vor auf einem der hinteren Ränge liegt, sondern auch die Art und Weise, wie in Bildung finanziert wird, zu dem Dilemma beiträgt. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen:
Es ist gut, dass es Nachhilfe gibt, es ist auch gut, dass Eltern mittlerweile unter vielen Anbietern auswählen können (auch dabei will dieses Buch helfen). Weniger gut wird es, wenn Nachhilfe genommen werden muss, um überhaupt im deutschen Schulsystem überleben zu können.

Geschichte der Nachhilfe
Nachhilfe gibt es bereits seit 200 Jahren, wobei sie sich der Entwicklung von Zielgruppe, Lehrenden und der Gesellschaft angepasst hat. Ihren Anfang nahm sie im 19. Jahrhundert, als öffentliche Schulen gegründet wurden, damals waren es meist die eigenen Klassenlehrer, die Nachhilfeunterricht anboten. Ende der 1960er Jahre nahm die Nachfrage nach Nachhilfe noch einmal durch die Zunahme des Bildungsniveaus der Schüler stark zu, in den 70er Jahren etablierten sich professionelle Nachhilfeeinrichtungen. Damals war Gruppenunterricht üblich, was die Kosten niedrig hielt. Zu diesem Zeitpunkt stieg die Zahl derer, die in weiterführende Schulen wechselten stark an. Nun waren es nicht mehr nur Töchter und Söhne aus sozial besser gestellten Familien, die einen höheren Schulabschluss anstrebten. Um diese zu erreichen, waren sie jedoch vermehrt auf zusätzlichen Unterricht zu Hause angewiesen.

Aufgaben eines Nachhilfelehrers
• Betreuung und Hilfe bei den Hausaufgaben
• Lernen und üben für Klassenarbeiten
• Basiswissen (z.B. Vokabeln, Grammatik) wiederholen und vertiefen
• Eventuell vorhandene Wissenslücken schließen
• Wirksame Lernmethoden aufzeigen

Ein guter Nachhilfelehrer sollte immer über den aktuellen Stoff in der Schule informiert sein sowie nach welchen Methoden in der Schule unterrichtet wird.

Welcher Anbieter passt?
Die meisten der überregionalen, nur im Internet vertretenen Nachhilfeanbieter, vermitteln Nachhilfelehrer, die zum Schüler kommen, was eine Kommunikation mit den Eltern erleichtert und dem Schüler die Wege erspart. Größere, wie z.B. Studienkreis und Schülerhilfe, sind die beiden Marktführer mit jeweils ca. 1000 Filialen bundesweit. Dort wird, vor allem bei der Schülerhilfe, Gruppenunterricht angeboten. Dies ist dann meist preiswerter, Ihrem Kind kann jedoch naturgemäß nur ein Teil der Aufmerksamkeit gewidmet werden. Bei einer Unterrichtszeit von 60 Minuten und einer Gruppenstärke von 5 Schülern macht das pro Schüler 12 Minuten.

Wer hilft mir? Individuelle Förderung im Schulalltag
Die Sonne scheint, es ist warm, ein schöner Tag und ich habe Mathe. Ich verstehe gerade nichts, also ein bisschen schon, immerhin Bahnhof. In meiner Klasse sind wir einunddreißig Schülerinnen und Schüler. Es ist laut. Seit ungefähr fünf Minuten geht die Lehrerin zu Einzelnen und hilft ihnen, weil sie, so wie ich, eine Frage haben. Da ich auf der anderen Seite des Klassenzimmers sitze, verstehe ich nicht, was gesagt wird.
Langsam arbeitet sich meine Lehrerin durch. Viele bitten, sie solle ihnen etwas erklären. Ich fange an, mich in meiner Nachbarschaft zu unterhalten, warte bis sie zu mir kommt. Als sie sich in meine Richtung bewegt, schaut sie auf die Uhr: Kurz vor Unterrichtsschluss. Ohne auf meine Frage antworten zu können, geht sie zur Tafel, um die Hausaufgabe anzuschreiben. Ich notiere sie und gehe vor zur Lehrerin, um ihr noch meine Frage zu stellen. Manchmal hilft sie uns einzeln bei Problemen. Mir hilft das sehr. In fünf Minuten habe ich dann mehr verstanden als in einer ganzen Schulstunde. Heute geht das mal wieder nicht. Sie muss sofort weiter an das andere Ende des Schulhauses. Ich weiß gar nicht, wie ich die Hausaufgabe lösen soll. Vielleicht schreiben wir bald eine Ex. In der ersten Ex hatte ich bereits eine schlechte Note.
Niels Niedermaier

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